Mittwoch, 4. Oktober 2017

Hat das KGV überhaupt eine Aussagekraft für die Aktienbewertung?

In jedem Bericht über Aktienbewertung kommt man an 
der wohl berühmtesten Kennzahl für Aktienbewertungen 
nicht vorbei:
dem KGV (Kurs/Gewinn-Verhältnis)
In jeder Börsenzeitschrift findet man diese Kennzahl bei 
den Aktienlisten oder in den Berichten über einzelne Aktien.

Wie aber ermittelt man das KGV eines börsennotierten
Unternehmens?

KGV = Kurs der Aktie / Gewinn je Aktie

Beispiel

Der Gewinn je Aktie liegt bei 2,00 €, der aktuelle Kurs der Aktie
liegt bei 50,00€ ergibt somit ein KGV von 25.
Es ist ein schneller und oft auch nützlicher Indikator, 
ob eine Aktie gerade tendenziell überbewertet,
fair bewertet oder unterbewertet ist. 

Es bedeutet, dass das KGV angibt wieviele Jahre es 
dauert bis der Gewinn die Investition wieder ausgeglichen hat.
Bei einem KGV von 10 dauert dies also 10 Jahre,

Als groben Richtwert sagt man, dass ein KGV unter 10-15 
eher günstig ist,15 - 25 ist normal und alles darüber ist 
tendenziell eher überwertet. 

Zukünftige Gewinne meist vorweggenommen
Das aktuelle KGV wird allerdings meist mit einem 
kleinen e gekennzeichnet, dieses steht für erwartet, 
das heißt es wird der aktuelle Kurs mit dem
erwarteten Gewinn ins Verhältnis gesetzt.
Allein wenn man sich dessen bewusst wird, kann man 
erahnen wie hoch der Stellenwert wirklich sein sollte, 
den man der Kennzahl tatsächlich zukommen lässt. 
Die zukünftigen Gewinne können kaum verlässlich
prognostiziert werden


Ein sehr hohes KGV könnte einen also animieren 
eine Aktie zu meiden,die zukünftigen Gewinne könnten 
allerdings viel höher sein als heute was das KGV dann wieder 
auf ein normales Niveau schrumpfen lässt.

Im anderen Fall: Aktien, die aktuell ein niedriges KGV 
von z.B 8 haben sehen im Moment optisch günstig aus, 
hier könnte es aber ebenso sein, dass die zukünftigen 
Gewinnerwartungennicht gerade rosig sind,
was das KGV in Zukunft wieder steigen lässt.

Extreme KGVs können auch zu Ausnahmeaktien gehören
Amazon hat die letzte Jahre gezeigt, dass der Kurs trotz
eines hohen KGVs (geschuldet durch niedrige Gewinne und
starker Expansion der Firma) Jahr für Jahr stark steigen kann.

Jeder Investor, der die Strategie verfolgt nur Aktien
zu kaufen, die ein niedriges KGV aufweisen hätte somit z.B.
Amazon, Netflix etc.verpasst.
  
Wenn man nur auf das KGV achtet, verpasst man dann
die nächste Netflix oder Amazon? 
Trotzdem kann man sagen, dass ein sehr hohes KGV auf 
jeden Fall einen zweiten Blick wert ist. 
Grundsätzlich ist es richtig ein sehr hohes 
KGV immer sehr kritisch zu betrachten und zu hinterfragen.
Ein Bsp. Amazon gibt es zwar immer wieder aber in dieser 
Form der Kursentwicklung dennoch eher selten.
Dafür muss das Unternehmen schon ein rasantes Wachstum 
hinlegen. Es gibt natürlich viele Unternehmen die eine
schöne Entwickung genommen haben und bei denen
das KGV die letzten Jahre nie unter 30 gefallen ist.
Bei einer strengen Regel wie:
Ich kaufe keine Aktien über KGV 25, würdet ihr diese dann
nicht besitzen.
Darauf will ich in diesem Artikel aufmerksam machen,
es gibt keine Garantie, dass sich ein niedriges KGV besser 
auf die zukünftige Kursentwicklung auswirkt als ein hohes.

Auf Branchen achten!
Ebenso ist das KGV branchenbezogen zu betrachten,
dien hohe KGVs von Wachstumsaktien wie Amazon mit den
meist niedrigen KGVs der deutschen Automobilherstellern 
verbietet sich ebenfalls.
Genauso wenig kann man eine Bank mit einer Flug-
gesellschaft vergleichen.

Das Kurs/Gewinnverhältnis der einzelnen „Autoaktien“ 
miteinander zu vergleichen ist hier schon ein besserer 
Anhaltspunkt, wenn man sich für eine Investition 
in einen der Autobauer entscheiden möchte.

Markt-KGV als Indikator für gesamten Aktienmarkt?
Ein weiterer beliebter Ansatz ist das Markt-KGV zu 
beobachten und anhand dessen seine Investitions-
entscheidungen festzumachen.
Das kann man machen wenn man vornehmend in ETFs 
z.B. auf den DAX investiert, dass man z.B. die Investitionen 
einstellt sobalddas Markt-KGV eine bestimmte Größe (z.B. 25) 
erreicht hat und erst wieder anfängt zu investieren 
wenn dieses bspw.20 ist.
Aber nochmal, ein niedrigeres KGV ist keine Garantie
für bessere Kursentwicklung in den nächsten Jahren.
Bei einer Investition in Einzelaktien ist es zwar kein Fehler, 
dass Markt-KGV zu kennen,
aber ich würde meine Investitionsentscheidung 
nicht abhängig davon machen.

Gerade in den letzten Jahren liegt das Markt-KGV
z.b. das des SP500 historisch gesehen seit Jahren auf
einem hohen Niveau, hätte man hier nicht investiert bzw. 
wäre man nicht investiert gewesen
oder geblieben hätte man einiges an Rendite verschenkt.

Ein wichtiger Grund für das seit Jahren hohe KGV ist 
auch das historisch niedrige Zinsniveau und die 
somit fehlenden Investitionsmöglichkeiten am Markt.

Fazit: KGV beachtenswert aber nicht entscheidend
Das KGV sollte auf jeden Fall beachtet werden, darf aber nie als
alleinige Investitionsentscheidung für Einzelaktien herhalten. 
Bei Unternehmen, die seit Jahren eher konstante Umsätze und 
Gewinne verzeichnen und bei denen es wahrscheinlich ist,
dass das Geschäft weiterhin positiv verläuft
ist es als Gradmesser geeigneter als bei Unternehmen 
deren Gewinne stark wachsen oder stark schwanken.

Zum Abschluss noch einige interessante Links 
zum Thema KGV

Link zum aktuellen KGV ( engl. PE-Ratio) des SP 500
Shiller KGV  des SP50

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